Altocumulus lenticularis (Ac len)
Diese Altocumulus–Art beschreibt den linsen- oder mandelförmigen Ac, wie er als typischer Vorbote von Wetterwechseln bekannt ist. Am häufigsten tritt Ac len in gebirgigen Regionen auf, oft in Begleitung mit Föhn-Wetterlagen.
Altocumulus lenticularis entwickelt sich oft orographisch bedingt, wenn sich Hindernisse im Weg einer Luftströmung befinden. Das können Gebirge, aber auch andere Luftmassen sein. Die Lenticularis-Wolke entsteht dabei durch nicht-turbulente Hebung der Luft im Bereich der Leewelle am Hindernis. Die Wolke entsteht sowohl unmittelbar als eigenständige Art als auch durch Weiterentwicklungen aus bereits vorhandenem Ac stratiformis. Bisweilen tritt Ac len auch gleichzeitig mit Gruppen von Ac floccus bzw. Ac castellanus auf.
Ein typischer Altocumulus lenticularis sieht so aus:
Charakteristisch ist die Linsen- oder Mandelform der Wolke mit oft scharf begrenzten und sehr glatten Rändern, manchmal auch mit einer gewissen streifigen Struktur innerhalb der Wolke. – Im abgebildeten Fall ist das Gebirge das Hindernis. Die Wolke selbst wird im Bild von rechts (= Süden) nach links (= Norden) von der Luft durchströmt, als typische Föhnwolke bleibt sie – bei stationärem Hindernis – ebenfalls meist stationär.
Wenn die erzwungene Hebung der Luft durch andere Luftmassen bedingt wird (wie dies häufig im Vorfeld von Fronten vorkommt), gibt es ebenfalls oft Ac lenticularis. Dann entstehen die Wolken meist unregelmäßig über den Himmel verteilt, sind in diesem Falle nicht stationär und ziehen daher mit dem Wind:
In solchen nicht-stationären Fällen der Frontenaufzüge kommen die Ac len häufig auch mit anderen Ac-Arten vor. Dabei wandeln sich die Formen der Wolken oft recht schnell um, bedingt durch den kräftigen Wind in der Höhe und der gleichzeitigen Wellenbewegung der Strömung. In solchen Fällen kommt es häufig vor, dass die Ränder der Ac len weniger scharf sind als bei den stationären Ac len über den Bergen.
Die erzwungene Hebung einer Luftströmung entsteht nicht selten auch durch Haufenwolken (Cumulus oder Cumulonimbus). Neben lenticularis-artigen Begleitwolken (Pileus, Velum) kann man dann oft auch eigenständige Ac len im Lee einer Haufenwolke sehen, wie hier abgebildet:
Das zweite Bild zeigt gleichzeitig schön den Größenvergleich zwischen dem kleinen, in einigen Km Höhe schwebenden Ac len und dem gigantischen Wolkenkoloss des Cumulonimbus, der die gesamte Höhe der Troposphäre einnimmt. - Bei solch großen Quellwolken entstehen randlich immer wieder auch Pileus- und Velum-Formen, die generell mit den Lenticularis-Formen eng verwandt sind und häufig auch in der gleichen Höhe wie Ac len auftreten:
In solchen Fällen hilft für eine konkrete Unterscheidung nur die ständige Beobachtung. Sind die Lenticularis-Formen eigenständig und räumlich abgegrenzt von den Quellwolken, handelt es sich um echte Ac lenticularis. Stehen sie jedoch mit den großen Quellformen in unmittelbarer Verbindung und ändern sie daher beständig Aussehen und Form, handelt es sich nur um die Begleitwolken Pileus und Velum.
Altocumulus lenticularis duplicatus
Sehr oft kann man bei Ac lenticularis eine Doppel- oder Mehrfachschichtung erkennen, daher treten diese Wolken häufig als Altocumulus lenticularis duplicatus auf (siehe auch Ac duplicatus). Das folgende Bild zeigt einen typischen isolierten Ac len du (hier als stationäre Föhnwolke über den schottischen Highlands)…
Ac len du kommt ebenfalls im Bereich von Frontenaufzügen vor:
Altocumulus lenticularis undulatus
Sind die einzelnen Wolken in ihrer Struktur noch einmal wellenförmig gegliedert, so handelt es sich um Altocumulus lenticularis undulatus (Ac len un) (siehe auch Ac undulatus):
Bisweilen sind die Wellenmuster im Ac lenticularis auch nur angedeutet:
Bei solch feinen Wellenmustern ist die Verwechslungsgefahr mit Cirrocumulus lenticularis recht groß. Eine eindeutige Identifizierung lässt sich hier nur aus der Beobachtung der Wolkenentwicklung durchführen. In der Regel handelt es sich um Ac len, da dieser viel häufiger auftritt als Cc len.
Aber auch die einzelnen Ac len können ihrerseits in Wellenmustern angeordnet sein. Auch hierbei handelt es sich um Ac len undulatus (im Bild links, als eigenständige Entwicklung unterhalb des Ac stratiformis):
Altocumulus lenticularis radiatus
Sind hingegen zwei oder mehrere Ac len langgestreckt und parallel zueinander angeordnet, handelt es sich um Altocumulus lenticularis radiatus (Ac len ra im folgenden Bild im Zusammenhang mit Mittelgebirgsföhn) (siehe auch Ac radiatus):
Altocumulus lenticularis lacunosus
Auch Altocumulus lenticularis lacunosus (Ac len la) tritt bisweilen auf. In diesem Fall sind die normalerweise glatten Ränder des Ac len löchrig bzw. zerrissen, wie im Bild deutlich zu sehen ist (siehe auch Altocumulus lacunosus):
Altocumulus lenticularis: translucidus oder opacus?
In den meisten Fällen sind isolierte Ac lenticularis dünn genug, dass Sonne bzw. Mond durch die Wolken hindurchscheinen. Daher treten sie in aller Regel als Altocumulus lenticularis translucidus (Ac len tr) auf (siehe auch eigener Eintrag Altocumulus translucidus). In einigen Fällen sind die Wolken jedoch so dicht, dass man durchaus von Altocumulus lenticularis opacus (Ac len op) sprechen kann:
Diese dichten Ac lenticularis sind nicht selten Übergangsformen zu Ac stratiformis, die im Anschluss daran den Himmel überziehen.
Weitere Sonderformen und Begleitwolken treten in Verbindung mit Ac lenticularis kaum auf. Mamma-Formen entstehen aufgrund der nicht-turbulenten Strömung an Ac len in der Regel nicht, auch Virga wird so gut wie überhaupt nicht an Ac len beobachtet.
Typischerweise treten in Ac lenticularis nahe an Sonne bzw. Mond jedoch Beugungserscheinungen in Form von Koronen oder Irisieren auf:
Mit dem Erscheinen der verschiedenen Formen von Ac lenticularis ist in vielen Fällen eine Veränderung der lokalen Wetterverhältnisse zu erwarten.
(Text + Bild, alle Rechte: Dr. Martin Gudd)
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